Sonntag, 25. November 2012

Investmentfonds: Das Märchen von der "Best-in-Class-Selektion"

INVESTMENTFONDS.

Obwohl Investmentfonds als grundsätzlich sicher – im juristischen Sinne – gelten, sind gerade in den letzten Jahren Fälle aufgedeckt worden, bei denen Veruntreuungen stattgefunden haben. (Bernhard Madoff erhielt 150 Jahre, veruntreute 50 Mrd.. H. Kiener erhielt 10 Jahre für die Veruntreuung von 345 Mio.) Obwohl Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Fonds kontrollieren, sind solche Fälle vorgekommen und werden wohl auch nicht in Zukunft ausgeschlossen werden können.

Eine andere „Problematik“, die man hat, ist: Wie soll man (oder nach welchen Kriterien kann man) die richtigen Fonds finden?
 
Ratingagenturen wie, Morningstar, Standard & Poor´s und andere verleihen sog. Sternchen*****! Auf diese sollten  Sie nicht achten, denn nach welchen Masstäben diese vergeben werden sind häufig eher fragwürdig. Darüber hinaus prahlen viele Fondsgesellschaften mit diesen Sternchen, weil sie ab und zu etwas besser abschneiden als der Markt.
 
Wow: Besser als der Markt. Ich kenne Banken, die Kundenparty´s veranstaltet haben, um damit zu protzen, dass deren Fonds den 1. Platz gemacht hat. Mit Minus 17%! Während der Markt -20% gemacht hat. Ich kenne niemanden, der Party´s feiert, wenn sein Depot um -17% verliert! Sie etwa?
 
Bei über 20 000 Fonds und anderen Investmentvehikeln haben Sie eine Menge Arbeit vor sich. Viele Anbieter haben sogenannte „Best-in-Class-Angebote“, hier geht es darum, dass der Vermögensverwalter die vermeidlich besten Fonds in ein Portfolio hineinlegt. Nur stellt sich die Frage, wann ist ein Investmentfonds wirklich gut?

ð     Ist ein Fonds gut, wenn er 5 %, 8 % oder gar 20 % erwirtschaftet?
                                                              … obwohl der Markt um 30/40/50% steigt?

ð     oder der Fonds zwar diese Renditen erreicht,
         …  obwohl sie eine Volatilität (Schwankung) von 10, 20 oder 50 % erreicht?

ð     Welcher Zeithorizont oder Zeitfenster wird für die Beurteilung herangezogen?
1 Jahr? 2 Jahre? 5 Jahre? 10 Jahre?

Meistens stellen die Finanz-Anbieter ihre Charts (Kursentwicklung) so dar, dass sie i.d.R. in eine Richtung zeigen: nach oben!
 
ð    Obligationenfonds sollten jedoch mindestens 5 Jahre eine „Outperformance“ aufweisen (höhere Rendite/tieferes Risiko)

ð    Aktienfonds sollten mindestens über 10 Jahre gehalten werden. Empfehlenswert jedoch ist aufgezeigt zu bekommen, wie sich die einzelnen Fonds in Krisenzeiten bewährt haben, wie z.B. in den Jahren 2000-2002 und jetzt während der Finanzkrise ab 2008 bis …!

ð     Bei Spezialfonds wie Länderfonds, Hedgefonds etc. spielt weniger das Alter des Fonds eine Rolle als vielmehr die Größe (Mrd.) und noch viel mehr die Erfahrung des Managements.

ð     Wie groß (Anlagevolumen = Asset under Management) sollte der Fonds sein?
Ein Fonds mit 2 Mrd. beweist ggf. die Möglichkeit, ein „gutes Team“ (was so viel heißt wie gut bezahlt) zu haben, aber je größer das Volumen, desto schwieriger ist es, besser als der Markt zu sein.

Peter Lynch, eines der besten und begnadetsten Fondsmanager der Welt und mehrfacher Bestseller-Autor verwaltete den Magellan-Fonds von Fidelity Investments mit einem Volumen von über 50 Mrd. Jeder Kauf oder Verkauf eines so großen Vermögens beeinflusst nicht nur den Dow Jones, sondern ganzen Märkte. Eine Outperformance in dieser Größenordnung ist so gut wie unmöglich. Teilweise gibt es Fonds,  die ein größeres Volumen haben, wie manch ein EU-Staat an BPI (Brutto-Inlandsprodukt) aufweist!

Ist ein Investmentfonds zu klein, erreicht er vielleicht fantastische Resultate, sobald aber ein größerer Investor aussteigt, fällt der Fonds zusammen und muss ggf. geschlossen werden.

Ein anderes Beispiel waren die Fonds von Florian Homm, einem der  Erben von Neckermann. Damals als „Retter von Borussia Dortmund“ leitete er ver-schiedene Hedgefonds wie z.B. jene des Absolute Capital Managements mit Sitz in Zug und auf den Bahamas. Er spezialisierte sich auf sog. „Small Caps“ (kleinkapitalisierte Firmen). Er beauftragte die Fondsmanager Aktien von Kleinstfirmen zu kaufen, meist Penny-Stocks (Aktien, welche für wenige Cents zu haben waren). Weil er verschiedene Fonds leitete, katapultierte er bewusst die Aktien in schwindelerregende Höhen und verkaufte sie meist mit x-100fachem Gewinn.

Als sich seine Frau von ihm scheiden ließ, wollte er ihr einen Teil seines Vermögen überschreiben. Da sie einen guten Anwalt hatte, erhielt sie sowieso die Hälfte. Und als sie die Vermögen aus diesen Firmen abzog geriet sein Imperium ins Wanken. Viele Fonds  fielen darauf hin ins Bodenlose und wurden geschlossen.

2007 ist Homm untergetaucht und soll angeblich in Caracas leben. Die US-Börsenaufsicht hat eine Beloh-nung von 1,5 Mio. USD für seine Ergreifung ausgesetzt.

Man kann von Scheidungen denken, was man will. Ab und zu haben sie auch etwas Gutes. In diesem Falle wurden viele künftige Anleger vor Verlusten bewahrt. Vor Kurzem hat er sich wieder zu Wort gemeldet. Plant er etwa sein Comeback?

In der aktuellen Finanzkrise mussten alleine 2011 rund ein Dutzend Immobilienfonds schließen. Markt-führer wie CS Euroreal und andere milliardenschwere Immobilienfonds mussten vom Markt genommen werden und Anleger wurden mit Auszahlungen vertröstet. Größe ist auch hier kein Garant für Qualität.
 
Das ist das Schöne an der Börse:
Ein Spekulant kann tausend Prozent Gewinn machen,
aber nie mehr als hundert Prozent verlieren.
Hermann Josef Abs


Aktiengesellschaft: raffinierte Einrichtung zur persönlichen Bereicherung ohne persönliche Verantwortung.
Ambrose Bierce

Wenn Sie schon in Börsenpapiere investieren wollen, vermeiden Sie - wenn möglich - Investmentfonds, wenn Sie doch den Nervenkitzel lieben, dann:

kaufen Sie keine Investmentfonds, sondern investieren Sie in das Management,
wenn Sie in Einzeltitelinvestieren wollen, kaufen Sie keine Aktien, sndern Unternehmen!

Und vor allem: Vergangenheitswerte sind keine Garantie für die Zukunft und verlassen Sie sich nicht mehr auf Meinungen (von Bankern, Finanzberatern, Nachbarn, Arbeitskollegen und anderem "Fachpersonal"), sondern nur aufgrund von Fakten!
 
"(Finanz-)Wissen ist die Währung wahren Wohlstands!"
 
Ich wünsche Ihnen eine erfolgREICHe Woche

2 Kommentare:

  1. Was hältst Du von Eduard Carmignac oder Luca Pesarini?

    AntwortenLöschen
  2. Hallo,

    mein Motto lautet: "Inspire people to learn - not to give answers!"
    Wenn ich sage, dass auch Carmignac zu meinen 5 Favoriten im Fondsmanagement gehört, widerspiegelt das nur meine Meinung.

    Der Anhaltspunkt sich mit Carmingnac oder mit Pesarini ausseinanderzusetzen ist für den Interessierten schon die halbe Miete.

    Auch unabhängig wie gut (oder begnadet) jemand Geld verwaltet, sollte man dennoch nicht mehr als max. 1/4 seines Vermögens in Wertschriften investieren und nicht als 10% in einen Fonds, rsp. -Management!

    Wenn ich dennoch meine Meinung anführen darf: Diese beiden, ähnlich wie auch Peter Lynch, bestechen durch ihre Persönlichkeit, ähnlich, wie Marc Möbius, Marc Faber und andere brillante Strategen.

    AntwortenLöschen